Michaelskirche

Die Michaelskirche Ottobrunn wurde nach Plänen des Architekten Theodor Steinhauser erbaut und im März 1964 eingeweiht. Wie andere Kirchen, die in den 60er Jahren erbaut wurden, ist auch die Michaelskirche ein schlichter, zurückgenommener Bau. Dieses Prinzip findet im Kirchen­raum eine konsequente Fortsetzung. Hier kann man zu innerer Ruhe und Einkehr kommen.  

Eine Besonderheit ist der fünfeckige Grundriss, also keine Längsausrichtung. Zwei Gänge sind auf den Altarbereich ausgerichtet und lenken die Aufmerksamkeit dorthin. Bitte seien Sie auch aufgeschlossen für die Kombination aus Sichtmauerwerk und Beton, wie in den 60er Jahren modern. Unsere Kunstwerke sind im Vergleich zu Münchens prunkvollen Kirchen bescheiden, aber künstlerisch wertvoll. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit!

Kreuz

Beherrschendes Element in der fünfeckigen Kirche ist das Kreuz aus Messing über der Altarwand, geschaffen von Eva Moshack. Die zentrale Gestalt auf dem Kreuz zeigt Jesus als Auferstandenen, als Herrscher, auf dem Thron sitzend. Er streckt uns beide Hände entgegen: gütig, einladend, vergebend, Geborgenheit verheißend. Rings um ihn seine Gemeinde, die Gemeinde der Heiligen. Auf dem senkrechten Kreuzesstamm ist oben Michael zu sehen, der Namens­patron unserer Kirche, mit der Waage als Engel des Gerichtes, ebenso unten noch einmal Michael mit dem Schwert beim Kampf mit dem Drachen, links ist Gabriel als Ver­kündigungsengel und rechts Raphael, der Geleitengel.

Altar

Der Altar in der Michaelskirche, aber auch das Taufbecken und die Kanzel sind  von der Steinmetzfirma Zeidler & Wimmel hergestellt und damit ein winziger Baustein in der riesigen Palette einer der ältesten und berühmtesten Steinmetzfirmen Deutschlands, gegründet 1776 in Berlin zur Zeit Friedrichs des Großen.  Bedeutende Baudenkmäler mit Natursteinarbeiten von Zeidler & Wimmel sind u.a.: Brandenburger Tor, Siegessäule, Reichstagsgebäude, Berliner Schloß und weitere Bauten von Amsterdam bis Petersburg. In München entstand fast gleichzeitig mit unserem „kleinen“ Auftrag das Foyer des Nationaltheaters. Der Altar steht erhöht auf einer kreisförmigen Altarinsel. 

Altarkreuz

Das Altarkreuz ist ein „einfaches“ aber außergewöhnlich reizvolles Kunstwerk. Die Kreuzarme sind leicht nach innen gebogen, wodurch sie anheimelnd wirken. Ein schmaler Ring verbindet die Kreuzarme, umspannt sie fast.  Der grazile Ständer erhöht die Wirkung des Altarkreuzes. Gefertigt ist es aus Bronze und geschaffen hat es, wie auch weitere Gegenstände, der Bildhauer Karlheinz Hoffmann aus Wieling.

Altarraum

2002 wurde der Altarraum nach einem Wettbewerb durch den Künstler Friedrich Koler neu gestaltet. Er schuf das goldene Lesepult, in das ein Quadrat in der Kirchenjahresfarbe eingesetzt wird. Dazu passend erhielten der Altar udn die Kanzel die goldenen Verzierungen. Auf den vier Quadraten der Kanzel sind die Namen der Evangelisten eingraviert, auf den 12 Quadraten des Altars die Namen der Apostel.

Apostelfries

Schon bei der Altarraumneugestaltung 2002 war daran gedacht, den Betonfries künstlerisch zu verändern. Im Juni 2008 wurden auf dem Betonband die zwölf vom Künstler Koller geschaffenen Profile der Apostel angebracht.

Warum Apostel? Sie sind die Zeugen der Auferstehung und gehören deshalb zum großen Kreuz an der Altarwand mit dem Auferstandenen. Sie befinden sich in unterschiedlichen Abständen zum Kreuz, aber alle wollen Jesus nahe sein. 
Warum Profile? Niemand weiß, wie die Apostel ausgesehen haben. Alle Bilder beruhen nur auf den Vorstellungen, die sich Maler Hunderte Jahre später gemacht haben. Die Profile zeigen, dass es sich um ungleich aussehende Männer gehandelt hat, mit großer Nase, tiefen Augen, vorstehendem oder fehlenden Kinn, Menschen also, wie sie das Leben geschaffen hat. Kein Profil ist einem bestimmten Apostel zugeordnet, aber der Künstler hat verraten, dass er bei der Bearbeitung des Modells und später beim Nacharbeiten mit jedem einzelnen „gesprochen“ hat.

Glasbild an der rückwärtigen Kirchenwand

Die Michaelskirche hat keine wertvollen Bilder und auch keine Glasfenster von Miller oder Knappe, dafür aber einen „echten“ Distler. Als Hubert Distler  1964 dies große Glasbild an der rückwärtigen Kirchenwand gestaltete und auch das kaum beachtete Fenster im Turmaufgang, stand er noch am Beginn seines Ruhms. Das Fenster entfaltet seine volle Schönheit bei starkem Lichteinfall. Dann zeigt es ein Spiel von Farben, Licht und Formen und regt zur Meditation an. Nach Aussage des Künstlers hatte er keine konkreten Vorstellungen. Er sagt über seine Werke: ... Ich will nicht Abbild, sondern Sinnbild. Es bleibt mir als Maler nur, vorurteilslos hinzuschauen, Fragezeichen zu setzen. Mit meinen Bildern will ich nur fragend aufweisen, dass es einen Himmel und eine Erde gibt in allen Variationen.“

Kreuz bei der Andachtsecke

Ein „altes“ Kreuz in einer modernen Kirche? Dies fast wie ein Marterl wirkende Kreuz war bis zum 15. März 1964 Mittelpunkt des Altars der Waldkirche in der Gartenstraße (heute Jugendhaus). Damals hatte es noch einen Strahlenkranz und der Altar war überreich mit Girlanden geschmückt. Jetzt verbindet dieses Kreuz die ehemalige Waldkirche mit ihrer Nachfolgerin, der Michaelskirche. 

Vortragekreuz

Das 2008 von Friedrich Koller gestaltete Vortrage- bzw. Prozessionskreuz, das an einer der Säulen steht, soll an das pulsierende Herz des Dreieinigen Gottes erinnern.

Glocken

Die vier Turmglocken laden  – weithin hörbar - zum Gottesdienst ein. Ihre Namen sind Michaels-, Gabriels-, Stephanus- und Johannesglocke. 

Die Glocken sind folgendermaßen gestimmt und tragen die jeweiligen Inschrift:

Michaelsglocke: in e' (1079 kg) - "Wer ist wie Gott"
Gabrielsglocke:  in g' (631 kg) - "Ehre sei Gott in der Höhe"
Stephanusglocke: in a' (517 kg) Vaterunserglocke - "Seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten"
Johannesglocke: in c'’ (260 kg) - "Siehe, das ist Gottes Lamm“

Die Kirche in Fakten

Architekt:         Theodor Steinhauser, Gräfelfing
Baufirma:          Sebastian Pöttinger, Ottobrunn
Kirchenbau:      Spaltklinker im Betongerüst
Bodenbelag:     Treuchtlinger Marmor und Spaltklinker
Altar, Kanzel, Taufstein: Italienischer Nagelfluh
                         (Zaidler & Wimmel, München)
Kirchenschiff:   Grundfläche: 593m²
Höhe:               Mitte 16,5m; Seite12,5m
Breite               hinten: 31m
Turm:               34m hoch
Sitzplätze:        Kirchenschiff 380, Gemeindeempore 110